Birte Glißmann
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Küsten- und Hochwasserschutz in der Marsch immer wichtiger

Die jüngste Ostsee-Sturmflut, die Überschwemmungen nach Starkregen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, winterliche Wasserlandschaften auf den Wiesen und Feldern in der Marsch  gaben den Landtagsabgeordneten Birte Glißmann und Martin Balasus Anlass, sich verstärkt mit dem Themenfeld Küstenschutz und Entwässerung zu beschäftigen. Daher ließen sich die beiden bei einer kleinen Deichschau in der Seestermüher Marsch von Fachleuten über den Stand der Dinge informieren. 

„Eines können wir klar sagen: Auch nach den teuren Folgen der Sturmflut an Schleswig-Holsteins Ostküste werden die Landesmittel für den Küstenschutz an der Nordsee und unseren Flüssen 2024 gleichbleiben. Außerdem haben wir uns erfolgreich gegen die geplante Kürzung des Bundes bei den GAK-Mitteln (Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz) eingesetzt“, betonten die beiden im Gespräch mit Hans-Jürgen Haß, Sielverbandsvorsteher von Wisch-Kurzenmoor und stellvertretendem Oberdeichgraf, Johannes Kruse, Geschäftsführer des Gewässer- und Landschaftsverband Kreis Pinneberg, Hauke Früchtenicht, Verbandsvorsteher des Sielverbandes Seestermühe sowie Anja Pump, Bürgermeisterin von Neuendeich und dem Vorsitzenden der CDU-Neuendeich Heiner Hauschild. 

Die erste „Deichverteidigungslinie“ zur Elbe, der Sommerdeich etwas weiter im Hinterland, Pumpstationen und Siele waren die Stationen auf der Besichtigungstour. Wichtige Infrastruktur, denn ohne Deiche, Siele und Schöpfwerke würden Teile der Marsch bei jeder normalen Flut überflutet.

Herausforderungen für Ehrenamtliche und Hauptamtliche, die sich mit dem Thema beschäftigen, gibt es reichlich. Die aktuellen Wetterbedingungen und der Klimawandel machen dem System zu schaffen. Wie die Experten erklärten, würde es durch die höheren Temperaturen im Winter mehr und stärker regnen statt zu frieren. Konsequenz: Das Wasser bleibt nicht in gefrorener Form auf den Flächen erst einmal liegen, bevor es in der Tauphase langsam über Gräben, Vorfluter und die Entwässerungstechnik in die Elbe abgeführt wird. Vielmehr belastet jeder (Stark-) Regen unmittelbar die Anlagen – sie werden damit intensiver belastet.

Das fordert nicht nur die Technik der mittlerweile in die Jahre gekommenen Pumpen in den Stationen, die aus den 60er Jahren stammen. Neue würden um die 100.000 Euro kosten. Wozu ausgefallene Pumpen führen, wurde kürzlich im Schöpfwerk Raa-Besenbek deutlich. Aber auch der Betrieb verschlingt höhere Summen, denn zum Laufen benötigen die Pumpen Strom. Und der wird zuletzt immer teurer: Pro Station wird je nach Größe zwischen 30.000 und 50.000 Euro jährlich allein an Stromkosten gerechnet.

Damit nicht genug, es gibt noch mehr Herausforderungen. Die Vereinbarkeit von Entwässerung und Hochwasserschutz einerseits und Arten- und Naturschutz andererseits bleibt diffizil. Hinzu kommt nach Angaben der Experten ein geringeres Verantwortungsbewusstsein von privaten Eigentümern von Flächen mit oder an Deichanlagen und Gräben. Sie gingen zunehmen nicht mit der gebotenen Energie an die Pflege der Flächen heran, für die sie zuständig sind. Eine wichtige kommunikative Aufgabe für die Politik aber auch die Sielverbände.

Außerdem berichteten die Sielverbände von Problemen durch die invasive Tierart Nutria, die ihre Bauten in die Deiche buddeln und so deren Standfestigkeit gefährden. Auch vor diesem Hintergrund hat der Landtag kürzlich die Nutrias in das Landesjagdgesetz aufgenommen, um eine Entnahme der Tiere zu ermöglichen.

Martin Balasus und Birte Glißmann zogen das Resümee eines informativen Vormittags: „Wir haben viel gelernt und auch hier bestätigt sich, dass Küstenschutz und Entwässerung künftig in der Prioritätenliste noch weiter steigen werden. Umso wichtiger, dass der Elbdeich bereits verstärkt wurde. Küsten- und Hochwasserschutz bleiben Kraftanstrengungen für uns alle.“